Ein Interview mit Christian Farcher, dem Architekten von Archipur

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Sabine Neumann Sabine Neumann
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Egal, ob es sich um öffentliche Gebäude oder private Häuser handelt: In den meisten Fällen sehen wir als Außenstehende nur das fertige Ergebnis und nicht all die Arbeit, die dahintersteckt oder die Herausforderungen, denen sich die Architekten und Architektinnen während des Planungs- und Bauprozesses stellen mussten. Um etwas mehr Einblick und Hintergrundinformationen zu gewinnen, haben wir unseren Experten Christian Farcher von Archipur darum gebeten, uns in einem Interview mal ein wenig mehr über seinen spannenden Beruf, seine beeindruckenden Projekte und alles, was dahintersteckt zu erzählen. Wir bedanken uns für die interessanten Einblicke!


Wie würden Sie Ihren architektonischen Stil beschreiben?

Wesentlich zur Stilfrage trägt neben der Art der Nutzung auch die vom Auftraggeber beabsichtigte Außen- und Innenwirkung und Materialität des Bauwerkes bei.

Wenn das klar ist, entwickle ich individuell jedes einzelne Bauwerk aus dem Kontext des genius loci. Beinahe jedes Grundstück, seine Umgebung, die bestehende oder umgebende Bebauung birgt Hinweise, die eine der Situation angemessene Herangehensweise in Gang bringt.

Mein Stil ist also keiner, den man mit einem Wort definieren kann. Einmal ist der Baukörper sehr reduziert, weil die weitläufig umgebende, bewegte Landschaft der Hauptdarsteller ist, andermal ist der Baukörper sehr expressiv, um Raum zu schaffen, der in sich Bedeutung hat.

Um mich stilistisch grob zu verorten: Formal und auch gedanklich fühle ich mich der Architektur von Peter Zumthor näher, als zum Beispiel der Architektur von Wolf Prix.

Auf welche Art von Gebäuden sind Sie spezialisiert?

Ich hatte Glück und mir wurde das Vertrauen für sehr unterschiedliche Bauaufgaben gegeben. Mein Spektrum reicht vom Kindergarten über Restaurant, Wohnbauten, einer Lagerhalle bis zu Einfamilienhäusern. Ich liebe die Abwechslung.

Auf welches Projekt sind Sie besonders stolz?

Auf den dreigruppigen Kindergarten in Massivholzbauweise am Hoffeld.

Ab dem gewonnenen Wettbewerb war die Begeisterung der Bauherren spürbar. Diese ist über die nur 7-monatige Bauzeit gewachsen und im gegenseitigen Vertrauen und mit gemeinsamen Anstrengungen haben wir alle auftretenden Schwierigkeiten gemeistert.

Eine Auszeichnung mit dem Holzbaupreis Niederösterreich 2019 in der Kategorie Kommunalbauten zeugt für das gelungene Werk, in dem sich die Kinder sehr wohl fühlen. Zudem wurden wir für den Bauherrenpreis der österreichischen Architektenkammer nominiert.

Welcher Aspekt liegt Ihnen bei Ihren Projekten besonders am Herzen?

Besonders am Herzen liegt mir, über die bestmögliche Umsetzung der Bauherr*Innen Wünsche hinaus, jedes Projekt zu etwas Besonderem werden zu lassen. Ich brenne leidenschaftlich für gute Architektur.

Sowohl in der Planungs- als auch in der Ausführungsphase lege ich meine ganze Energie und Fantasie in das Projekt, um eine besondere Atmosphäre, ein einzigartiges Raumgefühl zu schaffen.

Beim Kindergarten wollte ich erreichen, dass sich die Kinder „wohlfühlen“. Monatelanges Tüfteln am Grundriss und Baukörper, bei jedem Detail, exakte Materialabstimmung, ausgeklügelte Lichtführung, Durchblicke – nichts wurde dem Zufall überlassen.

Die eingebrachte Energie wurde sichtbar und lässt sich dauerhaft in einem positiven Raumgefühl erleben, wie mir Betreuer, Eltern und Kinder – die gerne in den neuen Kindergarten gehen – immer wieder versichern.

Was war die besondere Herausforderung bei dem Kindergarten-Projekt?

Zum einen schon beim Wettbewerb eine Lösung für das schwer bebaubare, keilförmige Grundstück mit 100 Meter Länge, mit Längs- und Quergefälle zu finden. Wie schaffe ich die Einbindung aller Wege, der Freiflächen und des Gebäudes in die Hanglage? Wie forme ich den Baukörper? Und wo setze ich das Bauvolumen?

Zum anderen die kurze Bauzeit von 7 Monaten. Da ist der Koordinierungsaufwand deutlich intensiver als bei sonst üblichen doppelt so langen Bauzeiten. Jedes Gewerk muss nahtlos in das andere greifen, sonst liegt man sofort hinter dem Zeitplan.

Beides ist bestens gelungen.

Wo liegt der Unterschied in der Planung/Herangehensweise von privaten vs. öffentlichen Projekten?

Der Unterschied in der Planung liegt bei öffentlichen Projekten im größeren Zeitaufwand aufgrund der höheren Komplexität der technischen und räumlichen Anforderungen.

Die Herangehensweise war in meinem Fall beim öffentlichen Projekt ein Wettbewerbsbeitrag – also die Erstellung eines Vorentwurfs -, bei dem 360 Arbeitsstunden erbracht wurden. Man hat genau einen Versuch, alles richtig zu machen. Entweder du gewinnst den Wettbewerb, oder die erbrachte Zeit war unbezahltes Entwurfstraining.

Bei privaten Bauherren gibt es zu Beginn immer ein kostenloses Erstgespräch. Wenn darauf eine Zusammenarbeit folgt, tastet man sich durch Skizzen, Vorentwurf, 3D Renderings an das Projekt heran. Der Auftraggeber sagt, was ihm gefällt, und ob er etwas geändert haben möchte. Damit wird sichergestellt, dass er/sie genau bekommt, was er will. Die Intensität bzw. der Zeitaufwand ist vom Bauherrn abhängig.

Was muss man als Architekt bei der Planung eines Restaurants besonders beachten?

Das Restaurant soll „gschmackig“ ausschauen.

Man sollte auf räumliche Überschaubarkeit im Sinne einer leichten Orientierbarkeit achten, unterschiedliche und flexible Zonen mit freundlichem, ansprechendem Ambiente und viel Tageslicht und Ausblicke bieten.

Die Verwendung von pflegeleichten, langlebigen Materialien ist ein essenzieller Aspekt, sowie die Einhaltung der hohen Hygiene- und Lüftungsstandards in der Küche.

Beim Restaurant am Wiener Flughafen ist all das gelungen, die Besucherzahlen konnten langfristig erheblich gesteigert werden.

Warum sollten private Bauherren bei der Planung und dem Bau ihres Eigenheims unbedingt mit einem Architekten zusammenarbeiten?

WEIL ARCHITEKTUR MEHRWERT IST.

Wir Architekten kosten ca.15 % der Bausumme Ihres Hauses, also nur ca. 7% Ihres Gesamtbudgets, aber wir sind viel mehr wert, sodass sich diese Investition 100 %ig lohnt.

Bereits bei der Wahl des Grundstückes beraten wir Sie, z.B. ob Zuschnitt, Bodenverhältnisse, Anschlüsse oder Besonnung für Ihr Projekt optimal sind. Also wird schon zu Beginn viel Geld gespart. Im Entwurf entwickeln wir dann den perfekten Grundriss – mit kurzen Wegen, flexibel nutzbaren Räumen. Diese Raumeffizienz stellt eine hohe Kosteneinsparung dar, Geld, das beim Bau ohne Architekten verloren geht. Ökologie und Nachhaltigkeit wird von uns immer mitbedacht. Die Wertsteigerung eines Architektenhauses wird spätestens beim Wiederverkaufswert oder bereits beim Gespräch mit Ihrer Bank interessant. Selbstverständlich übernehmen wir auch sämtliche Behördengänge. Wir kennen uns aus und wissen wie man mit Baubehörden redet. Bei der Firmenausschreibung achten wir auf das beste Preis-Leistungsverhältnis und können dadurch eine hohe Ersparnis erzielen – oft höher als unser gesamtes Honorar. Bei Preisverhandlungen mit ausführenden Firmen und bei Rechnungsprüfungen im Zuge des Baufortschritts ist noch so mancher Prozentpunkt zu holen. Wir machen die gesamte Terminabwicklung und Qualitätskontrolle.

Unterm Strich bekommen Sie nicht nur ein „sparsames“ Haus, sondern vor allem ein Stück besondere Lebensqualität. Leisten Sie sich ArchitektInnen, es lohnt sich.

Was sind Ihrer Meinung nach die aktuellen Architekturtrends, an denen kein Weg vorbeiführt?

Die Trends beim Planen sind partizipative Planungsverfahren oder Baugruppen, smart living – flexible und leistbare Wohnformen für Jüngere. Da wir alle immer älter werden, nehmen soziale Wohnformen in Modellen wie betreutes und betreubares Wohnen oder Generationen-Wohnen zu.

Bezüglich Bautrends: Im Zuge des derzeitigen kollektiven Bewusstwerdens unserer endend wollenden Naturstabilität sind BauherrInnen zunehmend bereit, mehr Geld zu investieren, um umweltverträglich zu bauen. Der Trend zu ökologischen, nachhaltigen Gebäuden mit geringem grauen Energieaufwand zugunsten einer positiven CO²-Bilanz ist bereits voll in Gange.

Das Denken und das Verstehen für die Notwendigkeit von gesunden Zyklen beim Bauen hat begonnen, muss aber um echte Wirkung zu zeigen auf breiter Basis, also allumfassend umgesetzt werden. Wir haben hier im Bauwesen, anders als beim Automobilbau, bereits sehr gut funktionierende Energiesysteme und können auf eine Vielzahl von naturverträglichen Materialien bauen.

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