Passivhäuser sind Teil einer nachhaltigen Wohnkultur und Lebensführung, die den Weg in eine ressourcenschonende und umweltbewusste Zukunft beschreiten. Es gibt diese Hausart und Bauweise schon seit einigen Jahrzehnten auf dem Markt. Doch sind moderne Passivhaus Modelle durch stete Weiterentwicklung kaum noch mit den ersten Gehversuchen vergleichbar.
Was genau macht also ein Passivhaus aus? Im folgenden Ideenbuch sind Entwicklungen und grundlegende Aspekte der Passivhaus Kultur für euch zusammengefasst.
Bei einem Passivhaus handelt es sich um ein Gebäude, dass komplett ohne zusätzliche Energiequellen auskommt. Der überwiegende Anteil an Wärme innerhalb der Immobilie wird durch aus passiven Quellen gewonnen, wie etwa der Sonneneinstrahlung, der Abwärme der Hausbewohner*innen und technischer Geräte.
Ein Passivhaus zeichnet sich aus durch seine Ausrichtung zur Sonne, eine kompakte und stark isolierte Gebäudehülle inklusive spezieller Fenster und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.
In der Regel sind die Kosten für den Bau eines Passivhauses etwa 10% höher als die Kosten für eine vergleichbare, konventionelle Immobilie. Das Umweltbewusstsein der Hausbauer*innen ist besonders in den letzten Jahren gestiegen und Fachbetriebe warten mit immer innovativeren Lösungen für Passivhäuser auf.
Es lohnt sich, für den Bau eures Passivhauses ein erfahrenes Bauunternehmen zu beauftragen. Zudem solltet ihr einen unabhängigen Zertifizierer in die Planung und Ausführung mit einbeziehen. Diese*r prüft, ob das Gebäude den Anforderungen eines Passivhauses entspricht. Darüber hinaus werden Förderprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) nur bewilligt, wenn ihr mit einem KfW-Energieberater zusammenarbeitet.
Mit einer Konkretisierung der Energiesparverordnung (EnEv), seit November 2020 zutreffend, hat die KfW die Anforderungen für Effizienzhäuser angepasst. Im Grunde müssen Passivhäuser nun einen höheren Standard erfüllen, um als förderfähige Maßnahme zu gelten.
Zudem gilt der Begriff Passivhaus laut der KfW als veraltet – alle heutigen Effizienzhäuser sind gute oder sehr gute Effizienzhäuser. Der Begriff wird hinsichtlich der KfW Fördermöglichkeiten und der zu erfüllenden Anforderungen kaum noch verwendet, da er zu ungenau ist.
Die Lüftungsanlage ist wohl das wichtigste Bauteil eines Passivhauses. Dabei geht es nicht nur darum, die Zimmer mit ausreichend Frischluft zu versorgen. Die Anlage ist in der Regel auch mit einem Wärmetauscher verbunden.
So wird die von außen angesaugte Luft im Winter erwärmt. Eine konventionelle Heizung ist in einem Passivhaus nicht notwendig. Die Luftwärme wird stets der Jahreszeit entsprechend reguliert.
Obwohl ein Passivhaus mit der Lüftungsanlage über ein effizienten Luftwechsler verfügt, können Fenster wie bei einem konventionellen Haus normal geöffnet werden.
Neueste Innovationen erlauben eine Kombination der Lüftungsanlage mit wasserführenden Verteilersystemen.
So können auch Heizflächen, wie etwa eine Fußbodenheizung in einem Passivhaus installiert werden. Einer durch das reine Erwärmen der Luft oft auftretenden trockenen Luft kann u.a. so entgegengewirkt werden.
Warmwasser kann mittel einer Wärmepumpe erzeugt werden. Diese wird in vielen Passivhäusern durch eine Solaranlage unterstützt und zusätzlich mit ausreichend Energie versorgt. Ihr könnt vorab die Lüftungsanlage für euer geplantes Passivhaus genauer unter die Lupe nehmen:
In vielen Lüftungsanlagen, den sogenannten Kompaktgeräten, ist eine Brauchwasser-Wärmepumpe bereits integriert. Alternativ kann Warmwasser auch mittels eines dezentralisierten elektrischen Durchlauferhitzers produziert werden.
Ein zertifiziertes Passivhaus kommt ohne Heizung im konventionellen Sinne aus. Stattdessen wird die Temperatur der Innenluft vollständig durch die Lüftungsanlage reguliert. So wird gleichzeitig die Luft, abhängig vom Gerät, alle 1 bis 4 Stunden vollständig getauscht.
Eine Lüftungsanlage wird mit Strom betrieben, allerdings ist der Verbrauch moderner Geräte sehr gering und die Kosten fallen niedriger aus als konventionelle Heizkosten.
Das Passivhaus hat besondere Anforderungen an ein Baugrundstück. Versichert euch, dass im unmittelbaren Umkreis des geplanten Gebäudes keine Bäume Schatten werfen. Gleiches gilt für bereits bestehende Immobilien: Diese sollten nicht zu nah am Passivhaus stehen.
Da das Passivhaus die Außenwärme zum Teil nutzt, um den Innenraum zu regulieren, sollten Wände und Dach nicht im Schatten liegen. Darüber hinaus sind viele Passivhäuser mit einer Photovoltaik oder Solar Anlage ausgestattet, die ebenfalls die Sonneneinstrahlung nutzen.
Dementsprechend spielt auch die Ausrichtung des Gebäudes eine entscheidende Rolle. Große Fensterfronten sollten nach Süden ausgerichtet werden, kleine Fenster wiederum sind der Nord- und Ostseite vorbehalten.
Für die Innenaufteilung bedeutet dies: Wohnräume wie Küche und Wohnzimmer eignen sich besser für die Südseite des Gebäudes. Badezimmer, und in manchen Fällen auch Schlafzimmer, passen gut auf die Nordseite der Immobilie.
Ein Passivhaus wird so kompakt wie möglich gestaltet. Seine Form lässt sich aus dem Verhältnis von der Außenoberfläche des Gebäudes (A) zum beheizten Gebäudevolumen (V) ableiten. Der A/V Wert ist demnach von besonderer Bedeutung für die Architektur von Passivhäusern:
Umso größer der A/V Wert, desto größer ist die Wärmeübertragung nach außen. Vorsprünge, wie etwa Erker, werden aus diesem Grund vermieden, da sie unter Umständen an Kanten und Ecken einen größeren Wärmeverlust nach sich ziehen können.
Bei dem Bau eines Passivhauses kommen spezielle Fenster zum Einsatz. Diese sind in der Regel dreifach verglast. Zudem verfügen bestimmte Modelle noch über eine Edelglas Füllung, die eine zusätzliche Dämmung gewährleistet.
Qualitativ hochwertige Dämmstoffe werden in verschiedenen Varianten auf dem Markt angeboten. Dabei sind nachhaltige Dämmstoffe besonders interessant für den umweltbewussten Bau eines Passivhauses. Ihr solltet dabei berücksichtigen, dass auch die Dämmstoffe bestimmte auf den Passivhausbau abgestimmte Merkmale aufweisen.
Ziel eines Passivhauses ist, die Gebäudehülle, inklusive des Dachs, luftdicht und winddicht zu gestalten. So wird der Wärmeverlust minimiert, die Lüftung mit Wärmetauscher kann erfolgreich arbeiten und die Innentemperatur regulieren.
Die laufenden Energiekosten und Nebenkosten werden deutlich reduziert. Die Lüftungsanlage eines Passivhauses gewährleistet zudem eine konstante Lufttemperatur und hohe Luftqualität zu jeder Jahreszeit.
Kommen Luftfilter zum Einsatz, bleiben Pollen und Luftverschmutzung draußen. Durch die regulierte Belüftung wird Schimmelbefall vorgebeugt. Und als wichtigster Vorteil ist wohl die Ökobilanz zu erwähnen: Mit einem Passivhaus verzichtet ihr vollständig auf fossile Energieträger.
Die Baukosten sind grundsätzlich höher als bei einem konventionellen Haus. Passivhäuser aus Holz sind zudem noch etwas teurer.
Im Allgemeinen gibt es zudem nicht so viel architektonischen Spielraum, Passivhäuser funktionieren in der kompakten Bauart am besten. Mit einer regulierten Belüftung und ohne Heizung entfällt außerdem das bekannte Wärmeerlebnis.
Nachhaltiges Bauen und energieeffiziente Lösungen in der Architektur werden stets vorangetrieben. Die Nachfrage ist hoch und das Bewusstsein für umweltbewusstes Wohnen ist geschärft.
In Zukunft wird das moderne Bauwesen nicht ohne eine selbstbewusste Ausrichtung auf Effizienzhäuser auskommen. Die Entwicklungen auf diesem Gebiet stimmen mich zuversichtlich. Konzepte für nachhaltige, ressourcenschonende und energieeffiziente Lebensräume bilden die Grundlage für unsere Zukunft auf diesem Planeten.